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ursprünglich veröffentlicht: Mittwoch, den 10. Januar 2010

Im Nymphenburger Verlag erschien 1971, ein Jahr nach der Herrligkoffer-Expedition zur Rupalwand, das Buch DIE ROTE RAKETE AM NANGA PARBAT. Im Untertitel heißt es: Drehbuch zu einem Film, der nie gezeigt werden kann. Reinhold Messner hatte das Buch gegen den Expeditionsvertrag geschrieben und veröffentlicht. Eine richterliche Entscheidung bewirkte damals die Rücknahme vom Markt.

Vierzig Jahre später wird dieses Drehbuch, wenn auch stark verändert, in einem Spielfilm fürs große Kino verwirklicht. Regie führt unter Mitarbeit von Reinhold Messner Joseph Vilsmaier.

Im Wesentlichen hat der Film die Tragödie der Gebrüder Messner an der Rupal- bzw. Diamirflanke 1970 zum Inhalt.

Plakat zum Nanga Parbat Film ovn Vilsmaier

Vilsmaier hat sein Werk über die Nanga-Parbat-Tragödie als Spielfilm angelegt und hält sich damit alle dramaturgischen Möglichkeiten offen. Dennoch ist daran zu erinnern, dass der Film auf den mit der Materie nicht vertrauten Betrachter wie eine Dokumentation wirkt, die geeignet ist, das Urteil der Öffentlichkeit über die dargestellten Persönlichkeiten der Zeitgeschichte nachhaltig zu prägen. Die Verantwortung des Filmemachers wiegt besonders schwer, wenn diese Persönlichkeit sich nicht mehr wehren kann weil sie verstorben ist. Dies gilt auch für Felix Kuen und Peter Scholz, die sich bei ihrem Gipfelerfolg nie zu solch unkameradschaftlichen Äusserungen hinreissen hätten lassen, wie man sie ihnen im Film in den Mund legt.

Deshalb sind viele seiner ehemaligen Kameraden zutiefst enttäuscht, dass Karl Herrligkoffer in Vilsmaiers Nanga Parbat Film als Zerrbild dargestellt wurde, das einzelne Charakterzüge einer komplexen Persönlichkeit überhöht und verabsolutiert.

Herrligkoffer war bestimmt kein einfacher Mensch, aber er hatte wenig gemein mit dem im Film gezeigten Autokraten. Die allermeisten Teilnehmer an seinen Expeditionen sahen in Herrligkoffer keinen tyrannischen Unmenschen, sondern schätzten ihn als fairen Kameraden, der zahlreichen jungen Menschen – über die Grenzen Deutschlands hinaus – die Möglichkeit bot, ihr Können an den großen Bergen der Welt zu zeigen. Auch Reinhold Messner erhielt und nutzte diese Chance.

Dass es zwischen den beiden zu erheblichen Auseinandersetzungen kam, ist bekannt. Umso mehr erstaunt es, dass sich Joseph Vilsmaier bei seiner Portraitierung Karl Herrligkoffers so weitgehend die Sichtweise Reinhold Messners zueigen gemacht hat.

Damit verfälscht der Regisseur nicht nur die historische Realität. Mit seiner Veridealisierung der Brüder Messner und der Reduktion ihres Expeditionsleiters am Nanga Parbat auf den eindimensionalen Hollywoodschurken vergab Vilsmaier auch die Chance, die Widersprüchlichkeit menschlicher Motivationen auszuleuchten, deren Darstellung seinen Nanga-Parbat-Film auf jenes künstlerische Niveau gehoben hätte, das wir von seinen anderen Werken gewohnt sind, wie „Schlafes Bruder“, „Herbstmilch“ oder „Rama dama“.

DEUTSCHES INSTITUT FÜR AUSLANDSFORSCHUNG

Herrligkoffer-Stiftung